Chancen und Hürden der Blankoverordnung (BVO) in der Physiotherapie
Nov 4, 2024
Seit dem 1. November 2024 ist die Blankoverordnung (BVO) in der Physiotherapie offiziell in Kraft. Sie bedeutet für uns Therapeuten eine erhebliche Veränderung: Zum ersten Mal haben wir die Freiheit, bei bestimmten Verordnungen eigenständig über Art und Dauer der Behandlung zu entscheiden, ohne dass dies detailliert vom Arzt vorgegeben wird. Diese neue Regelung verspricht kürzere Wege und eine gezieltere Behandlung, bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich.
In unserem letzten Führungskräftemeeting bei Körperwerk haben wir, die Standortleiter und die Geschäftsführung, uns ausführlich mit der Einführung der Blankoverordnung beschäftigt und mögliche Chancen und Hürden besprochen. Hier möchte ich – Alex, Physiotherapeut und Teammitglied bei Körperwerk – die wichtigsten Punkte zusammenfassen.
Chancen der Blankoverordnung (BVO)
Mehr Eigenverantwortung und Flexibilität
Die BVO gibt uns Therapeuten mehr Entscheidungsspielraum. Wir können nun direkt auf die Bedürfnisse unserer Patienten eingehen, ohne auf eine detaillierte ärztliche Vorgabe angewiesen zu sein. Das heißt, wir haben die Möglichkeit, individuell auf jeden Patienten abzustimmen, was die Effektivität der Therapie verbessern kann.
Schnellere Behandlungswege
Durch den Wegfall der detaillierten ärztlichen Verordnung entfällt oft ein zusätzlicher Schritt im Behandlungsprozess. Patienten können direkt zu uns kommen und schneller mit der Behandlung beginnen, was besonders in akuten Fällen von Vorteil ist.
Stärkung der Berufsbilder Physiotherapie
Mit der Einführung der Blankoverordnung wächst auch die Anerkennung und Verantwortung unseres Berufs. Die Möglichkeit, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, stärkt das Bild der Physiotherapie als eigenständiges und wichtiges Element im Gesundheitswesen.
Hürden und Herausforderungen der Blankoverordnung (BVO)
Erhöhte Verantwortung und Haftung
Die zusätzliche Entscheidungskompetenz bedeutet auch mehr Verantwortung. Fehler in der Behandlungswahl können nun direkte Auswirkungen haben und uns rechtlich stärker in die Pflicht nehmen. Das erhöht den Druck, stets die bestmögliche Therapieentscheidung zu treffen.
Anpassung an neue Abläufe
Die Blankoverordnung erfordert ein Umdenken in unseren Abläufen. Wo bisher klare Vorgaben des Arztes bestanden, müssen wir nun selbst umfangreiche Entscheidungen treffen. Das stellt besonders in der Anfangszeit eine Herausforderung dar, bis neue Routinen etabliert sind.
Fortbildung und Schulung notwendig
Um die neue Verantwortung verantwortungsvoll wahrzunehmen, ist eine umfassende Fortbildung entscheidend. Die BVO verlangt, dass wir uns stetig weiterbilden und auf dem aktuellen Stand der Behandlungsmöglichkeiten bleiben – was Zeit und finanzielle Mittel erfordert.
Persönliche Einschätzung
Aus meiner Sicht bietet die Blankoverordnung eine große Chance, unsere Arbeit noch gezielter und patientenorientierter zu gestalten. Natürlich ist es eine große Umstellung und es gibt durchaus Bedenken, vor allem was die Haftung und die Anforderungen an unsere Entscheidungen betrifft. Doch ich bin überzeugt, dass die langfristigen Vorteile überwiegen. Mehr Eigenverantwortung bedeutet, dass wir den Patienten stärker in den Mittelpunkt stellen und individuell behandeln können – etwas, das in unserer Praxisphilosophie ohnehin eine große Rolle spielt.
Für uns als Team wird es wichtig sein, uns gegenseitig zu unterstützen und eng zusammenzuarbeiten, um die Herausforderungen zu meistern und die Chancen optimal zu nutzen. Die Blankoverordnung stellt uns vor neue Aufgaben, aber auch vor die Möglichkeit, die Physiotherapie weiterzuentwickeln und langfristig einen positiven Einfluss auf unsere Patienten zu haben.
Über den Autor: Alex
Hi, ich bin Alex, Physiotherapeut im Körperwerk Friedrichshafen am Bodensee. Seit über 12 Jahren begleite ich Menschen auf ihrem Weg zu mehr Beweglichkeit und Lebensqualität – ein Beruf, der mich täglich neu begeistert.